Geister 2015 Tour
Do 12.11.15 Helgas Stadtpalast | ROSTOCK Einlass: 19:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr
VVK: 17,- € zzgl. Geb. | erm. 13,50 zzgl. Geb.
AUSVERKAUFT!!!
33. Rostocker Kulturwoche
Geister 2015 Tour
Do 12.11.15 Helgas Stadtpalast | ROSTOCK
Einlass: 19:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr
VVK: 17,- € zzgl. Geb. | erm. 13,50 zzgl. Geb.
AUSVERKAUFT!!!
Essen auf Rädern. Tragbare Feuerlöscher. Mark Tavassol und Klaas Heufer-Umlauf. So sehen die Sieger der Suchmaschinen-Treffer für den Namen „Gloria“ aus. Ob es darüber hinaus Gemeinsamkeiten mit dem Lieferservice und dem Brandschutz-Dienstleister gibt?
„Wir liefern etwas, in dem man sich aufhalten kann. Ein Lied sollte einem das Gefühl geben, für seine Dauer ganz darin eintauchen zu können. So etwas wollen wir den Leuten bringen“, erklärt Klaas. „Musik ist keine Dienstleistung und muss selbstbewusst ihren Platz behaupten können – zwischen Irrelevanz und Lebensnotwendigkeit. Ein Feuerlöscher ist im Ernstfall immer wichtiger als ein Song, trotzdem scheinen die Menschen Musik für ihr Leben zu brauchen“, sagt Mark. Diesem Anspruch – sich selbst und damit ihren Hörern etwas zu geben, das sie brauchen – folgen die beiden in ihren Stücken.
Der Entstehungsprozess eines Liedes ist dabei oft recht ähnlich. Als Freunde tauschen sie sich aus über ihre Erlebnisse und Beobachtungen – nicht immer direkt mit dem Ziel, etwas in einem Lied zu verarbeiten. Manchmal bemerken Klaas und Mark aber, dass ein Thema sich in sie verbeißt. Den Song dazu entwickeln sie dann im gemeinsamen Abwägen und Ausloten, im Austauschen und Ausprobieren. Und gerade, weil dadurch in ihrer Musik auch diese Auseinandersetzung steckt, wollen sich ihre Hörer dort hineinwagen.
Wenn ein Lied auf diesem Wege entsteht, vermag es Dinge ins Bewusstsein zu heben, die für das Zusammenleben der Menschen wichtig sind. Genau das erreicht Geister, dieses liebevolle und vielschichtige Album: Es unterhält, nimmt mit, schafft einen Raum in den man eintauchen kann – gleichzeitig macht es einen für bestimmte Dinge einfühlsamer, sensibler, aufmerksamer. Das alles geschieht ohne erhobenen Zeigefinger, auf eine sanfte Art, getragen von Marks glaubwürdiger Produktion, in der auch Klavierpedale knarzen dürfen und nicht jedes unliebsame Geräusch herausgeschnitten wurde und auf der sich Klaas’ berührende Stimme natürlich entfaltet. Und GLORIAs Texte fesseln, doch sie liefern keine Parolen. Sie stiften Gedanken!
Für Klaas und Mark sind diese Stücke dabei Versuche, den Hörer einzuladen, über das eigene Sagen und Tun nachzudenken. Gleichzeitig wollen GLORIA mit ihrer Musik einen Raum schaffen, in dem solche Gedanken konzentriert möglich sind – für ihre Zuhörer genau so wie zuvor für sich selbst.
Das Titelstück „Geister“ etwa ist ein Lied, das nicht nur bereits in den ersten Tönen die gewonnene musikalische Reife von GLORIA offenbart, sondern auch ihren Scharfsinn beweist. Assoziiert der organische Sound am Anfang noch eine schummrige Hotelbar irgendwo gen Spitze eines Wolkenkratzers, begleitet der Text einen auf den Boden der Tatsachen. „Geister“ erzählt davon, wie ein Mensch sich mit den falschen Idealen selbst begräbt, welche Gefahren ein unreflektiertes Dasein in sich trägt: „… du wirst voller Stolz alles was noch kommen soll begraben wollen …“
In „Heilige und Hunde“ wird dieser Gedanke aufgegriffen, diesmal radikaler: Das Stück kreist thematisch um blinden Gehorsam. Spätestens hier fällt auf, mit wie viel Einfühlungsvermögen sich GLORIA selbst solch brisanten Themen zu nähern wissen: „Keiner bekommt was / Dann lass die Heiligen weiterziehen / Keiner bekommt was er verdient / Wenn keiner was bekommt, lass deine Hunde einfach ziehen / Keiner verdient, was er bekommt.“
Sie wollen keine Antworten geben auf Fragen, die vielleicht niemand stellt, vielmehr geht es ihnen darum, den richtigen Fragen ihren Raum zu geben.
Der Facettenreichtum ihres musikalischen Schaffens zeigt sich auch in „Ohne Träume“. Starke Metaphern treffen auf den Drive der Indiedisko, wenn abwechslungsreich die unterschiedlichen Gefühlswelten und Kontraste einer Beziehung durchwandert werden.
GLORIA greifen Dinge auf, die wir fast übersehen, um sie behutsam in unseren Blick zu legen. In „Stolpersteine“ etwa, einem Stück gegen das Leugnen und Vergessen.
„Wenn man sich die Stolpersteine vor den Häusern genauer anschaut, lassen sich darin die Geschichten der Betroffenen erkennen. Und wir stehen noch heute vor den Häusern aus diesen Geschichten. Auf diese Realität müssen wir uns einlassen können“, sagt Mark. Es tut gut zu bemerken, dass eine einhüllende Musik nicht ihr Engagement aufgeben muss. Ganz im Gegenteil: GLORIA erzeugen hieraus eine Symbiose.
Und dennoch: All diese Dinge drohen uns im Laufe des eigenen Lebens unwichtiger vorzukommen, denn zu groß wirken die kleinen Ereignisse, die einem selber jeden Tag widerfahren. Diese auch an sich selbst festgestellte Entwicklung ist für GLORIA wie ein „… schwaches Gift, das langsam reift und unbemerkt um sich greift“. Und wenn es in dem Titel „Schwaches Gift“ einen Zeigefinger geben sollte, so zeigt er erst einmal auch auf sich selbst. Ohne diese Erfahrung wären einige Beobachtungen auf Geister auch gar nicht möglich gewesen.