… And You Will Know Us By The TRAIL OF DEAD

(vergangenes Event, 2013)
Sonntag, 24. März 2013 • Zwischenbau • Rostock
So 24.03. Zwischenbau
Einlass: 19:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr
vvk: 20,- € zzgl. Geb. | ak: 25,- €

supp:
The Coathangers

So 24.03. Zwischenbau

Einlass: 19:00 Uhr
Beginn: 20:00 Uhr
VVK: 20,- € zzgl. Geb.
AK:   26,- €


Quelle LAUT.de

Tatort Mythenbildung: Planoe. Ein winziges, verschlafenes Provinznest, irgendwo in Texas. Es ist eine dieser Hundert-Seelen-Gemeinden, in denen jeder jeden kennt und – mehr oder weniger – gottesfürchtig durchs Leben läuft. So kommt es, dass Neil Busch (ab 2004 durch Ex-The Rise Danny Wood ersetzt), Conrad Keely, Jason Reece und Kevin Allen sich quasi automatisch kennen lernen – die drei Ersteren durch Gottes Fügung in der Sonntagsschule. Später stößt mit Doni Schroader (früher Forget Cassettes) ein zweiter fester Drummer zum Line-up. Die Jungs wachsen nahe beieinander auf und teilen neben wohlbehüteten Verhältnissen auch ihre Interessen für Wissenschaft, Literatur und besonders ihre Liebe zum Gesang. So kommt es, dass sie in der Junior-Highschool flugs dem Kirchenchor beitreten und bei internationalen Gesangswettbewerben mitmachen und einige davon auch gewinnen.

Nachdem die Vier auf dem College zeitweise getrennte Wege gehen, treffen sie sich in Austin/Texas wieder, wo Neil die Universität besucht. Dort frönen sie erneut ihrer Liebe zum Gesang und treten eine Zeit lang zusammen bei Kirchenveranstaltungen als Gesangsquartett auf. Ebenfalls in Austin treffen sie den Produzenten Mike McCarthy, mit dem sie sich schnell anfreunden und der sie dazu anspornt, ins Tonstudio zu gehen und Musik aufzunehmen. Die Idee einer Band nimmt Gestalt an.

Zeitgleich widmen sie der Maya-Forschung einen Großteil ihrer Zeit. Sie untersuchen alte Schriften von unterschiedlichen Völkern, studieren Handlungsweisen und Rituale. Ihr Ziel: Die verschiedenen Kulturen durch ein gemeinsames Thema zu verbinden, somit also für die Menschheitsgeschichte das zu finden, was in der Physik die Einheitlichkeitstheorie darstellt. Dabei stoßen sie auf den Satz „…And You Will Know Us By The Trail Of Dead“, der in Schriften verschiedener Kulturen wiederholt auftritt. Diese Glyphe gibt den Ausschlag für die vier, ein Experiment zu starten: Sie wollen auf musikalischem Wege darstellen, was die Theorie der Einheitlichkeit der Kulturen aussagt; verschiedene musikalische Mittel sollen auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden.

Auf ihrer ersten US-Tour hinterlässt die Band eine Schneise der Verwüstung: Neben einer erstklassigen Live-Performance werden TOD im Zuge des selbstbetitelten Debüts (1998) vor allem dafür bekannt, ihr gesamtes Inventar während ihres Gigs zu verschrotten und in die Menge zu donnern, so dass jeder froh ist, wenn er ein Konzert lediglich mit ein paar Schrammen verlässt.

2002-2008 kommt man beim Label Interscope (Universal) unter, bei dem bekanntlich auch Fred Durst die Fäden zieht, und veröffentlicht das dritte Album „Source Tags & Codes“: für die (Alternative-)Musikwelt ein derart vielseitiges und grandioses Hörerlebnis, dass sie sich vor Lob und Höchstwertungen nur so überschlägt (Interscope selbst spricht von einem „romantischen Post-Emocore-Kunstwerk„). Die Frage bleibt, ob das restliche Volk auch intellektuell folgen kann.

Denn Sänger und Zeichentalent Keely verfasst regelmäßig musikphilosophische Essays und ruft für interessierte Fans gar eine virtuelle Trail Of Dead-University aus. Ob es sich dabei um ein ernsthaftes didaktisches Anliegen handelt, bleibt unersichtlich. Schließlich sind die unberechenbaren Texaner, die eine Vorliebe für zerstörte Bühnen und Hotelzimmer hegen, dafür bekannt, sich bei Journalistenfragen zwischen Analyse, Wahrheit und absolutem Mumpiz einzupendeln.

Weitere, zunehmend poplastige Werke erscheinen, bis TOD mit dem fünften Album „So Divided„, so will uns Keely jedenfalls Glauben machen, mit den Ammenmärchen früherer Tage brechen: „Diese Songs wollen das exakte Gegenteil – Sie wollen aufdecken, wollen offenbaren!“ Aber wie wir alle wissen: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht…