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„Hallo. Wie geht es dir? Ich wünsche dir Frieden, Gesundheit und Glück“, sagt eine Frau auf kantonesisch. Dann kommt die Bassdrum rein, ein Uhuhu-Chor, ein Kinderspielzeug, das Schlagzeug. Es folgen 50 Minuten wie ein Episodenfilm.
Jeder Musiker mit einer neuen Platte im Gepäck sagt: „Sowas wollte ich schon immer machen!“ Die meisten lügen, aber niemand so schön wie Die Höchste Eisenbahn. „Ich glaub dir alles“ ist das wahrscheinlich beste Die-Höchste-Eisenbahn-Album aller Zeiten, obwohl es mit Superlativen nichts am Hut hat.
Im Gegensatz zu den ersten beiden selbstproduzierten Platten holten sich die Berliner Musiker diesmal mit Moses Schneider (u.a. Annenmaykanntereit, Tocotronic, Dendemann) einen Produzenten ins Studio und zum ersten Mal klingt ein Eisenbahn-Album so energetisch, frisch und unverkleidet als stünde man live mit ihnen auf der Bühne. Zwischen Max Schröder, Moritz Krämer, Francesco Wilking und Felix Weigt, sieht ihnen beim Spielen zu, wie Moritz und Francesco, mit Ping-Pong-Gesang wie beim Rap-Battle oder Simon&Garfunkel- mäßig verschmolzen, Geschichten aufschichten, bis sich gegen Ende der Platte eine Erzählung herausschält, die man auf eine goldene Schallplatte pressen und ins Weltall schießen möchte.
„Ich glaub dir alles“ heißt auch „du beeindruckst mich am meisten, wenn du‘s nicht versuchst.“ Es gibt Lieder wie Steckenbleiben im Luxushotel-Aufzug („Enttäuscht“), Nachtflüge über die Wüste („Überall“), von beleidigten Idioten gesungene Knallbonbons („Louise“), über Fabrikarbeiter ohne Fabrik („Job“). Pop mit den schönsten Melodien – melancholisch, beschwingt und leicht besoffen auf dem Festival.
„Wir haben die Musik zusammen im Wendland erspielt, eine Woche lang, im Ferienhaus eines Bekannten. Francesco und ich saßen danach noch ein Jahr bei mir im Wohnzimmer und lasen uns gegenseitig Strophen vor“, sagt Moritz Krämer. „Jetzt weiß ich nicht mehr, wer was geschrieben hat“, sagt Francesco Wilking. „Die Platte hat unsere Identität aufgegessen und einen bunten Chief daraus gemacht.“
Dieser Chief, ein tanzender, grüßender Mensch/Tier/Geist, den der ghanaische Künstler Ataa Oko gezeichnet hat, ziert das Cover. Er schielt ein bisschen und weiß nicht ob er einen Clownshut oder eine Krone trägt. Er ist zappelig wie die Musik der Platte und genau wie sie redet er manchmal zuviel. Er sagt, dass alles hier aufregend und neu ist, dass wir Angst haben, uns bekleiden, entkleiden, enttäuscht werden, Ballon fahren, landen und dann langweilen und dass nichts umsonst gewesen sein wird, wenn wir uns glauben.
Wir jedenfalls glauben euch und verabschieden uns mit der indonesischen Grußbotschaft der Voyager Golden Record: „Gute Nacht, meine Damen und Herren. Auf Wiedersehen und bis zum nächsten Mal.“