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Manchmal müssen es einfach die ganz großen Gefühle sein. Nachdem Friska Viljor nach über zwei Jahren Pause im Herbst 2018 überraschend wieder die Bühne betraten, war schnell klar, dass dieses Mal die Dinge etwas anders laufen und deutlich traurige Töne dominieren würden. Grund war eine Lebenskrise von Sänger Joakim Sveningsson. Auf dem Tiefpunkt der Krise sah er auch keine Zukunft mehr für Friska Viljor. Doch zum Glück kam es anders und Sveningsson trat die Flucht vorne an: Im Januar erschien „Broken“, das siebte Album der schwedischen Band, das eine schmerzhaft offene Verarbeitung der Lebenskrise in chronologischer Abfolge ist.
Mit diesem gigantischen emotionalen Ballast ging es im Januar auf Tour und keiner war sich sicher, wie die sehr ruhigen Songs live vom Publikum aufgenommen würden. Allen Befürchtungen zum Trotz wurden die Konzerte zu den großartigsten Momenten der gesamten Bandkarriere: Das Publikum trug die Band auf einer Welle der Empathie und weinte teilweise gleich mit. Die Konzerte wurden zur Katharsis, zur Therapie und Kur in einem. Fans wie Kritiker waren sich einig, dass Friska Viljor selbst in großen Clubs eine derart intime Stimmung kreieren, als ob man bei alten Freunden auf dem Sofa sitzt.
Und mit ihrer wohltuend bodenständigen und unaufgesetzten Art geben sie den Zuschauern etwas Echtes und Unverfälschtes. Hier ist keine gigantische Produktion notwendig, sondern lediglich fünf Menschen auf der Bühne, die mit jeder Pore die Musik verkörpern, die sie spielen, um den Besuchern – trotz aller Melancholie – eine Monatsration Glückshormone in den Kreislauf zu pumpen.
Nachdem die Krise nun herausgeschrieben und herausgespielt wurde, ist es an der Zeit den Blick in die Zukunft zu richten.
Foto ©Dennis Dirksen